Meine Grenzen haben sich während des Krankheitsverlaufes massiv verschoben.
Als die Sprache nachliess, unverständlicher wurde, war ich überzeugt, ohne gesprochene Sprache kann ich nicht leben. Jetzt lebe ich bald zwei Jahre ohne Lautsprache und kommuniziere mittels Elektronik.
Magensonde kommt nicht in Frage, sagte ich. Und nun ernähre ich mich seit bald 18 Monaten nur noch über die Sonde. Natürlich wünsche ich, dass ich noch essen und trinken könnte.
Jetzt wo die Extremitäten immer schwächer werden, haben wir den Treppenlift einbauen lassen. Sogar einem Rollstuhl hab ich zugestimmt für Spaziergänge, da ich mich zunehmend unsicher auf den Beinen fühle.
Warum verschieben sich die Grenzen so stark? Wieso nehme ich soviel in Kauf?
Egibt für mich nur eine Antwort:
Ich bin mit den Herausforderungen der Krankheit gewachsen.
Es gibt weiterhin schöne Seiten die lebenswert sind.
Auch mit ALS.
Nach der Woche in Locarno, stellte ich fest, dass ich kaum mehr aus normalen Stühlen aufstehen kann. Ich war im Moment verzweifelt, noch mehr auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Noch ein schmerzhafter Verlust der Selbständigkeit. Die Lösung: Sitzerhöhung mit Keilkissen. Eigentlich ganz banal, doch man muss darauf kommen. Der Physio kam drauf. Und so besitze ich neu zwei Keilkissen.
Ich weiss, ist nur eine Uebergangslösung, jedoch im Moment bedeutet es weniger Abhängigkeit und mehr Selbständigkeit.