Wenn mir jemand vor einigen Monaten gesagt hätte, dass ich mal bloggen werde, hätte ich das weit von mir gewiesen. Wieso auch, was auch. Ich habe und will doch nichts öffentlich sagen über mich. Und jetzt ist alles anders.
Diagnose "unheilbar."
Vor rund einem Jahr bekam ich Probleme beim Schlucken und Sprechen. Noch kein Gedanke daran, dass dies von einer unheilbaren, neuro-degenerativen Krankheit herrühren könnte. Doch die Symptome verschlechterten sich langsam aber sicher. Bulbärparalyse allein oder als Teil von ALS ist die Diagnose, gestellt vor einigen Monaten, die mein Leben und das meine Partners auf den Kopf gestellt hat.
Was ist für eine Krankheit? Was wird mit mir geschehen? Verdrängung, Hoffnung, Trauer und Wut!
Sich befassen mit ganz anderen Fragen und Herausforderungen. Wir haben doch Pläne gemacht für das Pensionierten-Dasein! Seit zwei Monaten erhalte ich die AHV - wie lange kann ich sie nutzen?
Was können wir noch umsetzen?
Seit einigen Wochen ist das Sprechen so sehr eingeschränkt, dass ich kein spontanes Gespräch mehr führen kann. Körperlich bin ich sonst noch "fit". Nicht mehr sprechen können, mich ausdrücken können, das ist für mich sehr sehr schwierig und bedeutet eine Herausforderung, die mich im Moment noch überfordert.
Sprechen, kommunizieren war und ist für mich unglaublich wichtig. Es war mein Beruf. Psychologische Beraterin, Supervisorin, Coach, Laufbahnberaterin, Erwachsenenberaterin - alles Sprache und Kommunikation. Ich leitete Kommunikationskurse etc.
Und nun keine gesprochene Sprache mehr - wie gehe ich damit um? Wie halte ich dies aus? Was mache ich mit all dem Vielen, das ich nicht mehr ausdrücken kann mündlich - die Diskussionen, das Erarbeiten von Lösungen im Gespräch, das Interpretieren von Zeitungsartikeln, das Politisieren, alles, was mich interessiert? Wie soll das gehen?
Und der Umgang mit meiner Krankheit, was die mit mir, in mir macht? Ich will mich mitteilen können, austauschen. Der Kopf ist ja intakt und braucht genau so noch Herausforderungen wie eh und je.
Deshalb werde ich bloggen. Eine Möglichkeit, mich auszudrücken, meine Gedanken und Gefühle, mein Alltag mit einer schnell voranschreitenden, unheilbaren Krankheit.
Ich will mir nicht so etwas für mich Wichtiges nehmen lassen, wie die Sprache. Ich will die Herausforderungen annehmen, mich einlassen und auseinandersetzen . Wie und ob es mir gelingt, weiss ich nicht. Jedoch wagen will ich es.
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